Der Millionärsflüsterer

Der Millionärsflüsterer - Cover farbig

  Der Millionärsflüsterer

Ab Anfang November 2013 als Ebook bei Amazon

Nur 3,78 €.

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Ausgebuchte Premierenlesung, volles Haus in der jüngst stark erweiterten Zülpicher Buchhandlung Reinhardt

am ‚Tag des Buches‘

gemeinsam mit der Ausstellung von Dieter Mauss,  dem Zülpich- und Eifelmaler

Arno 'Peter' Demant und Dieter Dieter Mauss in Zülpich, 23.4.2009

 

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Großer Erfolg auf der „Criminale 2009“ in Singen / Schhaffhausen.

Das größte und bedeutendste Fetival der deutschsprachigen Kriminalliteratur, veranstaltet vom SYNDIKAT.

Der Autor las gleich zwei Mal vor interessiertem Publikum – zunächst am 7.5. auf dem Rheindampfer KOBLENZ in Schaffhausen – Feuertalen.

Dann am 8.5. im einem Vortragsraum der Stadthalle Singen, gemeinsam mit Nessa Altura (Glauser-Preisträgerin).

Einzelheiten und Fotos auf den entsprechenden Seiten.

Top Magazin Köln. Eine weitere begeisterte Kritik:

Endlich – der neue Demant ist da. „Der Millionärsflüsterer“ heißt der zweite Kölner Krimi von Peter Demant (Jahrgang 1942), der auch dieses Mal wieder auf teilweise wahren Bebebenheiten und Fakten beruht. Nur so viel sei im Vorfeld verraten: Es geht um die wohl bekannteste Quizsendung im privaten deutschen Fernsehen. „Und ich war dabei“, sagt der Autor – nicht ohne ein wenig Stolz in der Stimme.

„Der berühmte Fernsehquizmaster Manfred Strauch sitzt auf dem heißen Stuhl, von dem es kein Entrinnen gibt.

Zwei Opfer sind bereits zu beklagen“, so Demant weiter.

Es wird also wieder spannend, gesellschaftskritisch, kriminalistisch und auch witzig – ein echter Demant eben.

Viel Spaß beim Schmökern.


1 Krimiecke SR

Krimiecke von Sylvia Hudalla, SR 3 (Saarl. Rundfunk), gesendet am 9.9.2008

(Sprecher, Szene aus Kapitel 5, Musik, danach Moderatorin Sylvia Hudalla, SR3):

Zwei Seiten später merke ich, dass ich mit angehaltenem Atem weiter gelesen habe. Musste regelrecht nach Luft schnappen. Um wen könnte es da gehen? Ich spanne Sie noch ein bisschen auf die Folter.

(Musik. Sprecher, Szene aus Kapitel 6. Musik. Moderatorin):

Ja klar. Günter Jauch ist Vorlage für den nur wenig verbrämten Manfred Strauch.

Hilfe suchend hatte der sich schon einige Wochen vorher an einen ehemaligen Klassenkameraden gewandt: Jürgen Meister, der zur Polizei gegangen war.

Strauch hatte ein Magazin über ein heikles Thema moderiert: Muslimische Parallelgesellschaften. Bereits im Laufe der Sendung waren Drohanrufe eingegangen. Richtig Angst gemacht aber hatte ihm dann eine tote Ratte, die an die Haustür genagelt war. Gott sei Dank hatten weder seine Frau noch seine Kinder das Vieht gefunden.

Meister verspricht seinem Freund, under cover bei der Produktion der Rateshow mal hinter den Kulissen nach dem Rechten zu sehen und scheint zur rechten Zeit da zu sein.

(Musik. Sprecher, Szene aus Kapitel 7. Musik, anschließend Moderatorin):

Peter Demant behauptet zwar, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und tatsächlichen Ereignissen seien rein zufällig, auf der anderen Seite beruht Der“Millionärsflüsterer`’ auf wahren Begebenheiten und Motiven, denn er selbst war schon einmal eingeladen bei Günter Jauch und weiß also, wovon er schreibt.

Ein spannendes Buch, wie gesagt, atemberaubend, mit viel Kölner Kolorit. Wer wie ich schon seit Jahren ‚Wer wird Millionär guckt’ und den Moderator einfach sympathisch findet, der wird irgendwann vergessen, dass es sich um Fiktion handelt und irgendwann um Leben oder Unversehrtheit von Günter Jauch bangen.

So authentisch ist der Roman.

Aktuell: Das Interview von Andreas Schwann auf der Bergischen Welle vom 9.8.08

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Klicken Sie auf die folgenden Zeilen für das Interview von Wibke Breuckmann bei Radio Berg (am 4.8.08 gesendet):

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oder auf der nächsten Leiste für die Buchbesprechung in der tz:

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Der Millionärsflüsterer ist im Juni 2008 im

Quadratkreis Autorenverlag, Rösrath

erschienen und für 13,80 € in jeder Buchhandlung und über Internetbuchhandlungen erhältlich.

Vertrieben wird er über den Verlag Bücken & Sulzer, Overath.

ISBN 3-89841-174-5.

In der 27. KW war er als „Empfehlung der Woche“ der Krimi der Woche beim Syndikat, siehe

www.das-syndikat.com bzw. (http://das-syndikat.com/?p=2598)

Erste Pressereaktionen:

„Man wird schrecklich auf die Folter gespannt: Wie geht das aus? Und teilweise irre witzig.“ (J. Kemp, BILD). “

„Anschlag auf Jauch. Aber nur im Roman.“ (Chr. Wiermer, EXPRESS).

Eine Verlagskritik möchte ich andieser Stelle nicht verschweigen. Der Cheflektor VMN des bekannten Krimi-Verlages XYZ schrieb: „.. dass wir uns gegen die Veröffentlichung in unserem Verlag entschieden haben. Es ist offensichtlich, dass Sie den Text auf eine „große Öffentlichkeit“ hin geschrieben haben“.

Übersetzt heißt das: Für den Leser.

Ja, bitte, für wen denn sonst? Für mich? Den Lektor? Einen erlesenen, esoterischen Kreis einiger weniger Krimigourmets, der sich an literarischen Kapriolen ergötzt?

Ein größeres Lob ist kaum vorstellbar, meint der Autor.

Eine neue Textprobe finden Sie nachfolgend.

In unregelmässigen Abständen folgen weitere. Natürlich nicht der gesamte Roman, natürlich nicht in chronologischer Reihenfolge.

Also: Am Ball bleiben!

14. Kapitel

Am Ende geht’s meistens schief

Die entscheidende Frage, die sich alle stellen: Gibt es eine gefahrlose Möglichkeit, den Moderator von dem angeblich unter Strom stehenden Stuhl herunter zu holen?

Strauch ist mit Nerven und Kräften sichtbar am Ende. Sein Rücken schmerzt höllisch. Weit kritischer drohen die durch das lange Sitzen verkrampften Beine zu werden. „Ich halte das nicht mehr lange aus. Wenn ich hier einen Oberschenkelkrampf bekomme, kann ich nicht sitzen bleiben. Das tut tierisch weh und geht nur weg, wenn ich stehe. Um Himmels Willen, beeilt euch! Ihr müsst was finden, sonst werde ich hier noch wahnsinnig!“

„Manfred, ich bin ausgebildeter Rettungsassistent“, versucht Meister seinen Kumpel aus alten Zeiten zu beruhigen. „Streck vorsichtig die Beine und zieh sie wieder an. Heb sie an und senke sie wieder. Du musst versuchen, den Blutkreislauf zu aktivieren, so gut es geht. Verdammt, trinken müsstest du auch. Am besten Mineralwasser mit Magnesium. Aber wie sollst du dran kommen?“.

„Helft mir! Beeilt euch! Ich mache sonst schlapp. Ich sitze hier seit fast fünf Stunden!“ stöhnt Strauch.

Er sieht verzweifelt zu, wie die herbeizitierten Elektronikspezialsten ihre Scanner auf die Glasbodenfläche richten. Vier Sender können punktgenau geortet werden: Vermutlich Bewegungs- oder Erschütterungsmelder, lassen sie ihn wissen. Dummerweise seien sie so angebracht, dass das von ihnen erfasste Feld nicht mit völliger Gewissheit auf den Bildschirmen sichtbar gemacht werden könne. Da die gefundene Semtexkapsel scharf sei, schließen sie die Möglichkeit aus, dass es sich um Attrappen handelt. Man müsse auch damit rechnen, dass sie tatsächlich mit dem Päckchen unterhalb der Sitzfläche verbunden sind. Wie, bleibe rätselhaft. Unklar bleibt auch, wie es der Kandidat geschafft hat, die Fläche zu verlassen, ohne die Melder auszulösen Am wahrscheinlichsten gilt, dass er oder ein Komplize – Lippens alias Giuli? – sie erst danach eingeschaltet hat.

Meister stößt nach dem erfolglosen Verhör zu ihnen und berichtet, dass man keinen Schritt weiter gekommen sei. In einer Ecke des Studios sitzen die Kameraleute, der Co-Moderator, zwei Assistentinnen, Regisseur, Produktionsleiterin und Redaktionsleiterin. Einigen ist der Schock über die Todesnachricht der beiden Adminis noch deutlich anzumerken, wie ihr gelegentliches Schluchzen verrät. Dem MEK-Kommando ist es gelungen, die blockierten Türen zum Regieraum aufzubrechen. Drinnen waren sie eine halbe Stunde vor Sendebeginn eingeschlossen worden, berichten die drei. Auf einmal hatte nichts mehr funktioniert. Alle Systeme waren blockiert. Nur die Monitore des Bildmischers hatten Bilder gezeigt. So erlebten sie live mit, was im Studio ablief, ohne sich einen Reim darauf machen zu können. Auch das Telefon war tot. Handys und Sprechgeräte funktionieren in dem elektronisch abgeschirmten Raum nicht.

Meister versucht, trotz allem optimistisch zu wirken und sich mit dem verzweifelten Moderator auf dem Stuhl zu unterhalten, ihm die furchtbare Lage erträglicher zu gestalten. Immer wieder versichert er, man sei hundertprozentig sicher, ihn heil herauszuholen. Zunächst einmal besteht seine Aufgabe darin, Manfred Strauch auf dem Stuhl zu halten.

„Hallo. Hört mich jemand? Ich verdurste allmählich. Bitte! Sorgt dafür, dass ich endlich was zu trinken bekomme.“ Die kleine Narbe sticht knallrot aus dem bleichen und eingefallenen Gesicht. Manfred Strauch wirkt um Jahre gealtert.

Den Kripoleuten ist bewusst, dass sie keine Mittel haben, um Strauch wirklich zu helfen. Auf Maus‘ Vorschlag sind inzwischen Bergefachleute der Kölner Berufsfeuerwehr eingetroffen. Der MEK-Leiter schildert ihnen die Situation und lässt Teile des Films abspielen: „Seht mal her. Hier. Wir müssen damit rechnen, dass unter dem Sitz eine Batterie mit Trafo sitzt, die den Stahlrahmen des Stuhls unter Strom setzt, sobald sie scharf gemacht wird. Sie soll auf das Gewicht reagieren, hat man Strauch mitgeteilt, und auf Erschütterungsmelder rundherum. Das heißt, wir kommen auf dem Boden nicht an das Opfer heran. Habt ihr Elektronik, mit der wir die Melder oder die Batterie abschalten können?“

„Das geht nur mit großem Gerät. Gepanzerte Fahrzeuge mit Generator. Darüber verfügen wir nicht. Unseres Wissens hat nur das BKA in Wiesbaden diese Technik. Die USA haben sie aufgrund der Bedrohung durch islamische Selbstmordattentäter entwickelt. Deutschland hat sie gekauft. Die können damit bis auf etwa zehn Meter heranfahren. Mit einem riesigen Laserstoß neutralisieren sie die Zünder. Es hat keinen Zweck, nach den Sendern zu suchen, die kann man heute über Handy aus beliebiger Entfernung zünden. Dumme Frage: Sind wir absolut sicher, dass niemand das Ding so zünden kann, wenn . ?“

„Nicht wirklich. Die Haupttäter sind entkommen. Einem Komplizen haben wir das Handy erst mal abgenommen und neutralisiert.“

Die MEKler schalten rasch den Störsender ein, der alle Handysignale unterbindet. Das Studio erweist sich für großes Gerät in jedem Fall als zu eng. „Lasst uns Zeit zum Nachdenken.“

„Verdammt noch mal, lasst euch bitte etwas einfallen! Irgendwann falle ich vom Stuhl! Ich sitze hier seit Stunden! Ich komme um vor Durst“, meldet sich Strauch, der sich eine gefühlte Ewigkeit verzweifelt an seinen Stuhl klammert.

Die einzige Möglichkeit, die seine Helfer erkennen, scheint verwegen. Man kann einen riesigen Kran heranschaffen, mit fünfzig Metern Auslage. In die Studiodecke müsste ein Loch geschnitten werden, durch das man den Haken herunterlassen und Strauch ruck-zuck hochhieven könnte. Vorausgesetzt, man konnte zuvor die Erschütterungsmelder ausschalten. Bereits daran scheitert der Plan, abgesehen davon, dass der Tieflader nicht durch die verkehrsberuhigte Zone fahren kann, die zuvor zurückzubauen wäre. Vorausgesetzt, der Ortsbürgermeister, der längst Feierabend hat, kann aufgetrieben werden und stimmt zu. Der Kran würde erst in etwa drei bis vier Stunden verfügbar und nach weiteren zwölf bis sechzehn Stunden aufgebaut sein. Während dieser Zeit könnte niemand den Moderator versorgen. Er hält das nicht durch, niemand hält das aus, ist man sich einig. Ein Loch in die Studiodecke? Höchst riskant. Ohne schützende Plane, zwanzig Meter im Durchmesser, mit etwas Mühe von Gerüstbaufirmen zu beschaffen, unter die Studiodecke gespannt, damit sie herabfallende Gegenstände auffängt, wäre das geradezu das Todesurteil für Strauch. Irgendetwas fällt garantiert herunter und löst die Erschütterungsmelder aus, wenn es nicht zuvor bereits Strauch erschlagen hat.

Keine Chance. Der Plan wird als aussichtslos verworfen.

„Ich verdurste! Außerdem kriege ich Krämpfe in den Beinen! Ich halte nicht mehr lange durch,“ stöhnt der Moderator auf dem blauen Stuhl.

Die Not des Mannes ruft plötzlich die Redaktionsleiterin auf den Plan, die aus einiger Entfernung mitbekommen hat, was die Bergungsfachleute diskutieren. Aufgeregt stürmt sie aus der Studioecke auf Meister zu: „Hören Sie mal! Ich habe eine Idee! Lacht nicht. Wir haben doch den Teleskoparm. Hier, den, an dem die Schwenkkamera hängt.“ Sie zeigt auf das Gerät, das unscheinbar mit eingefahrenem Arm in der Ecke steht. „Die ist doch während der Sendung problemlos gefahren worden.“ Sie sieht in ratlose Gesichter und wendet sich an den Kameramann: „Können wir eine Wasserflasche dran hängen und sie Manfred ‚rüberfahren?“

Der Kameramann legt die Stirn in Falten. Seine Augenlider zucken: „Wasser? Rüberfahren? Das ..müsste ohne weiteres gehen. Ja! Wir könnten sie in eine Plastiktüte legen!“

„Der Arm trägt das?“

„Klaro. Spielend,“ nickt der Mann an der Kamera. „Reicht der Arm bis zur Mitte?“

„Der reicht. Darauf kannst du einen lassen.“

Martina Stahn packt Meister am Ärmel: „Herr Kommissar, was halten Sie von der Idee, Herrn Strauch eine Flasche Wasser mit dem langen Kameraarm ‚rüberzuheben? Wäre das gefährlich?“

Meister sind die Schwenks aus der Sendung bewusst. „Wenn der Kameraarm das aushält? Es darf nichts herunterfallen. Bedenken Sie: Das würde vermutlich die Katastrophe auslösen!“

„Der Arm hält das mit absoluter Sicherheit aus“, mischt sich der Kameramann ein. „Wenn wir einen Plastikbeutel oder ähnliches benutzen, kann nichts herunterfallen. Wir befestigen ihn zusätzlich mit einer Plastikschnur.“

Die Elektronikexperten sind sich sicher, dass die Melder nicht anschlagen würden: „Sonst wäre der Stuhl längst unter Strom gesetzt. Strauch bewegt sich schließlich hin und her.“

„Hier, ich habe einen Plastikbeutel“, meldet sich Horn. Kästen mit Wasserflaschen stehen wie üblich hinter der Tribüne bereit. Man berät nochmals und entscheidet: Schluss mit der Diskussion. Es geht um Leben und Tod. Bürokratische Prozesse sind nicht gefragt. Jemand zaubert eine Magnesiumtablette herbei, zerbröselt sie und wirft sie sorgsam in die Flasche.

Alle blicken gespannt auf den Kameramann, der versucht, ruhig zu bleiben und den Arm routiniert Richtung Strauch zu lenken. Langsam hebt er den Beutel an, schwenkt in Strauchs Richtung und fährt das Teleskop vorsichtig aus. Man hätte einen Vogelschiss fallen hören können. Der sichtlich angeschlagene Moderator angelt vorsichtig nach dem Beutel, der vor seiner Nase heruntergeht, greift nach der Flasche, setzt sie an den Mund und trinkt gierig. Stöhnend wischt er sich den Mund ab. „Setz die Flasche neben das Glas! Bloß nicht hinfallen lassen!“ warnt Meister. Strauch gehorcht.

„Was mache ich, wenn ich mal …?“ klagt Strauch. Meister fällt keine druckreife Antwort ein, während er stirnrunzelnd die Szene beobachtet. Die Linke stützt seitlich seinen Kopf. Die Rechte ruht vor seiner Brust in der linken Armbeuge. Seine Nachdenkstellung. Plötzlich trifft es ihn wie ein Blitz. Schaut sich nach dem Kameramann um. Zieht die überraschte Redaktionsleiterin am Arm hinter sich her. „Wie viel Kilo kann der Teleskoparm tragen?“

Die beiden RTL-Mitarbeiter sehen sich fragend an. „Mindestens achtzig“, kommt es zögernd aus dem Mund der Redaktionsleiterin. „Kilo?“ fragt Meister ungeduldig. „Das Ding kann einschließlich Kamera rund neunzig Kilo tragen“, antwortet der Kameraführer bestimmt.

„Wie viel wiegt die?“

„Bestimmt zehn.“

„Kann man die`runternehmen?“

„Klar! Mit wenigen Handgriffen.“ Der Kameramann nickt bekräftigend.

„Mit welcher Anfangsgeschwindigkeit können Sie die anheben?“

„Zwanzig Meter pro Sekunde. Mit ungefähr achtzig km/h.“

„Wie hoch geht die?“

„Nicht ganz bis an die Decke.“

„Gut.“ Meister winkt Münch, die Feuerwehrleute und den MEK-Leiter zu sich heran. Der Kameramann wiederholt, was er zuvor gesagt hat. „Was haltet ihr davon, wenn wir die Kamera herausnehmen? Dann können wir rund neunzig Kilo hoch heben. Manfred“; wendet er sich an den Freund, „wie viel wiegst du?“

Strauch blickt ihn fragend an: „Heute Morgen waren es noch fünfundachtzig Kilo. Wahrscheinlich jetzt weniger. Ich schwitze die ganze Zeit wie ein Affe in der Sauna.“

„Ohne Klamotten fünfundachtzig? Verdammt. Das wird ein Ritt auf der Rasierklinge, wenn ich mal schätze, dass du einschließlich Schuhen und so weiter knapp neunzig wiegst. Also: Wie schätzt ihr die Lage ein? Kann die Kamera so schnell hoch gehievt werden, dass der Stromstoß Manfred nicht mehr erwischt?“ will Meister von den Bergungsfachleuten wissen. Die Bergungsexperten stecken die Köpfe zusammen, während die Elektronikfachleute ihreschlauen HP-Taschenrechner strapazieren. Die Studiomannschaft diskutiert ebenfalls und kommt zu keinen hilfreichen Erkenntnissen. Eine Viertelstunde später ist man uneinig:

„Final. Die Schuhe kann Strauch vorsichtig ausziehen, das hilft. Aus unserer Sicht klappt das. Wenn die Anfangsgeschwindigkeit so hoch ist, wäre er in weniger als einer Zehntelsekunde weit genug vom Stuhl entfernt, egal, wie viel Ampere das Ding bringt. Der Stromstoß würde ihm bestenfalls den Hosenboden ansengen.“

Die Bergungsexperten widersprechen den Elektronikern energisch. „Halt! So geht das nicht! Wir lehnen das ab. Wieso seid ihr sicher, dass nicht eine Bombe unter dem Stuhl hängt, die hoch geht, wenn der entlastet wird?“

„Und was sollen wir eurer Meinung nach machen? Manfred Strauch bis zum Sankt Nimmerleinstag da sitzen lassen, bis die Batterie leer ist? Das kann Wochen dauern. Unmöglich!“ kontern die Elektroniker.

„Langsam. Die Idee von Meister ist erst mal genial. Aber wir machen es auf unsere Weise: Nicht mit Geschwindigkeit, sondern ganz langsam,“ sind die Bergungsexperten der Feuerwehr einer Meinung. Ihr Vorschlag: Erst mal in stabilen Behältnissen, z. B. Jutesäcken, neunzig Kilo `rüberhieven. Diese müssen Schlaufen oder Ähnliches besitzen. So etwas gibt es in Gartenfachmärkten zum Transport von Steinen: Strauch streift dann die Schlaufen über die Lehne. Die darf natürlich nicht abbrechen. An einem Stuhl in der Kandidatenrunde wird zuvor geprüft, wie viel sie aushält. In der Runde stehen typengleiche Stühle, soweit sie das beurteilen können. Sie haben bereits in der Leitstelle nachgefragt. Im Gewerbegebiet zwischen Efferen und Hermülheim gibt es einen Marmorhandel. Der verfügt über die gesuchten Säcke.

„Hat der nicht längst geschlossen?“ wendet der stets skeptische Münch ein.

„Schon. Zwei unserer Leute sind bereits unterwegs. Unsere Zentrale hat den Chef dort hin beordert. Die bringen neunzig Kilo Marmorsteine in vier Säcken mit. Zusätzlich machen wir aus einem Abschleppseil eine Schlaufe, die sich Herr Strauch um die Brust bindet. Dann dürfte er völlig sicher sein.“

„Beeilt euch! Tempo! Manfred spürt, dass er Krämpfe in den Beinen bekommt. Wenn erst die Oberschenkel verkrampfen, ist es aus!“ Meister wendet sich an den einsamen Moderator, der gespannt zugehört hat: „Manfred, du hast alles mit bekommen. Ohne deine Zustimmung machen wir nichts. Es geht schließlich nur um dich.“

„Was rätst du mir? Hier zu verschimmeln?“

„Ich würde das machen, was die Feuerwehrleute vorschlagen. Meines Erachtens besteht das einzige Risiko darin, dass der Kameraarm nicht so viel trägt wie angegeben.“

„Das könnt ihr doch vorher ebenfalls mit den Steinen testen“, sprudelt es aus Strauch heraus. „Mensch, Jürgen, macht weiter, ich werde hier sonst noch meschugge.“

Die Anspannung kocht über.

„Mit den Steinen testen? Natürlich! Darauf hätten wir selbst kommen können! Alle Studiomitarbeiter bis auf den Mann an dem Schwenkarm begeben sich in die Nebenräume!“ befiehlt der Einsatzleiter der Feuerwehr „Hier im Studio trägt jeder ab sofort Schutzhelm und Splitterschutzweste. Nur zwei vom Spezialteam, Meister und ich bleiben im Studio. Alle anderen raus hier!“

„In Ordnung. Wir lassen die Kameras laufen, dann können wir das oben an den Bildschirmen verfolgen“, ordnet der Regisseur an. „Ich weiß, ihr seid Profis, aber trotzdem: RTW ist bereit?“ erkundigt sich Meister. Der Einsatzleiter nickt: „Notarzt und zwei Sanitäter. Seit 10 Minuten. Das machen wir standardmäßig so“. Ungeduldig harren alle der Säcke mit den Steinen. Es dauert erstaunlicherweise nur eine halbe Stunde. Ächzend schleppen die Feuerwerker vier Säcke in das Studio. „Final. Wir machen das zügig, aber so wie mit rohen Eiern. Zuerst alle vier an den ersten Stuhl hier vorne hängen.“ Das ganze Haus scheint den Atem anzuhalten. „Gut so. Stabil. Runternehmen. Ist die Kamera abmontiert? Gut so. Zuerst den Schutzhelm und die Weste. Herr Strauch, die Sachen anziehen! Schuhe auf die Ablage legen!“

„Also ist es doch verdammt gefährlich?“ kommt es zaghaft aus der Studiomitte zurück.

„Nein. Aber ich gehe aus Prinzip keine unnötigen und vermeidbaren Risiken ein. Man kann nie wissen.“

„Aaaahhh! Beeilt euch! Mein linkes Bein. Ich kriege Krämpfe!“

„Nur noch ein paar Sekunden Geduld! Schnell, aber vorsichtig! Die Weste und den Helm! So. Überziehen, Herr Strauch! Gut so!“ Der Einsatzleiter gibt seine Befehle ruhig und bestimmt. Ihm war während der Ausbildung eingeimpft worden, dass bei aller Hektik er ruhig erscheinen muss, um nicht allgemeine Panik auszulösen. Es hängt an ihm. Meister läuft Schweiß über Rücken und Gesicht.

„Aaahhh! Schnell! Mein Bein!“ schreit Strauch.

„Wir kommen! Durchhalten! Jetzt hängt als Nächstes mal alle Säcke an den Arm. Gut soweit. Langsam hoch heben. Stopp! Klappt! Ab!“ Der Bergungschef bleibt ruhig und bestimmt. Stück für Stück hebt der Arm die Säcke zeitlupenhaft in die Luft und lässt sie neben Strauch herunter. Mit letzter Kraft zieht der die Schlaufen hinter sich herunter und hängt sie über die Lehne. „Gut so! Jetzt rasch die Schlaufe über den Kopf ziehen und unter den Armen verknoten! Fertig?“

Meisters Handy zerreißt die Stille. Draußen stehen mehrere Boulevardjournalisten, Fotografen und Kamerateams und machen Rabatz, teilt ihm das MEK mit. Irgendwie müssen sie Wind von der Geschichte bekommen haben. Man habe gesehen, dass ein Kleinlaster durch das Tor ins Studio gefahren sei. Draußen stehe der Notarzt. Meisters Blutdruck steigt um einen weiteren Zehner. „Niemand hält sich innerhalb des Zauns auf. Alle sofort verscheuchen! Wir nehmen nachher den Hinterausgang“, ordnet eran.

Strauch laufen Schweißbäche über das schmale Gesicht. Er nickt: „Aaaah! Für den Fall, dass ihr euch verkalkuliert habt: Sagt meiner Familie, dass ich an sie gedacht habe. Bereit!“

Der Kameramann schiebt den Regler nach oben. Schneckenlangsam hebt der Kameraarm den Moderator in die Höhe. „Ruhig bleiben! Möglichst wenig bewegen! Bloß nicht strampeln! Nach links! Gut so. Es klappt! Stopp! Nicht so hoch!“ Der Arm hebt sich. Strauch baumelt stabil in der Schlaufe. Die bis zum Bersten gestiegene Anspannung löst sich in Jubel auf. Meister starrt gespannt nach oben und breitet die Arme aus, als wolle er seinen Freund in Empfang nehmen. Vor den Bildschirmen liegt sich die Mannschaft in den Armen, als das Unfassbare passiert. Der Kameramann verliert in der Aufregung die Kontrolle, schwenkt zu rasch, zu hoch, zu weit nach links. Der Moderator schleudert krachend gegen eine Stütze des Studiodachs. Vor Meisters innerem Auge spult eine Zeitlupe ab, wie er später entsetzt berichtet. Strauchs Körper dreht sich, bis er mit dem Kopf nach unten hängt. Der Beobachter registriert, dass die Schlaufe über die Beine gleitet und den Mann in der Luft frei gibt. Wenn er mit dem Kopf nach unten aufschlägt, bricht er sich das Genick, zuckt es dem Kripomann durch den Kopf, aber er steht wie gelähmt da. Der Fallende strampelt mit Armen und Beinen, dreht sich allmählich auf den Rücken. ‚Querschnitt’ schießt es durch Meisters Synapsen. Er will schreien: ‚Drehen’! Bringt jedoch keinen Ton über die Lippen. Mählich dreht sich der Moderator auf die linke Seite.

Entsetzt schreien die Mitarbeiter vor den Bildschirmen auf, als ihr Chef, einen heftigen Schmerzensschrei ausstoßend, dumpf auf dem Studioboden aufprallt.